Die Kings of Leon stehen für eine Mischung aus abgeschotteter Überheblichkeit und entspannter Coolness. Auf der einen Seite sichert eine ganze Armada an streng dreinblickenden Sicherheitsmitarbeitern die Bühne beim Konzert in der Kölner Lanxess-Arena ab, andererseits atmet das Set mit der kompakten Bühne und den reduzierten Lichteffekten viel Club-Charakter.

Da spielt sich Gitarrist Matthew Followill mit Kippe durch „Back Down South“, steht Jared Followill in unbeweglicher Pose und irrem Blick da, während er in minimalistischer Weise an den Saiten seines Instruments zupft, und zeigt sich Sänger Caleb Followill lächelnd Fan-nah, wenn er ein wenig schüchtern den Zuhörern für ihren Enthusiasmus dankt. Und irgendwie passt das alles zusammen. Eine volle Hütte in Köln kann da nicht irren.

Obwohl schon durch Caleb Followills markant nöligem Gesang mit hohem Wiedererkennungswert versehen, zeigt das Familienunternehmen, das neben dem Frontmann aus seinen Brüdern Nathan und Jared sowie Cousin Matthew Followill besteht, viele musikalische Spielfacetten. In „Holy Roller Novocaine“ etwa nimmt das Quartett seine Fans mit Rockabilly-Einschlag auf eine Achterbahnfahrt durch die Arena. „Molly’s Chambers“ ist ein Schrammelangriff und erinnert an eine Schulkapelle. „Be Somebody“ präsentiert in den Strophen ein grummeliges Schlagzeug und dunkle Disharmonien, denen im Refrain ein hochmelodiöser, hoffnungsvoller Gesang gegenübersteht.

Erster Höhepunkt ist „Fans“, das der 31-jährige Sänger an der Akustikgitarre begleitet, während Bruder Jared mit dem Bass für den stampfenden Rhythmus sorgt. Die gleiche Güteklasse liefert die Ballade „Pyro“ ab, die schwerfällig und mit ergreifendem Gesang beginnt, während im Hintergrund Leuchtraketen in Zeitlupe über die Leinwand segeln. Als der Song explodiert, sprühen auch im Hintergrund die Funken in allen Farbfacetten.

Das geheime Meisterwerk der Kapelle heißt allerdings „Knocked Up“. Der Song mit seiner reduzierten Strophe und den gewaltigen Ausbrüchen ist ein rund siebenminütiges treibendes Stück Schweiß, das eine bis in die Zugaben hineinreichende Folge der besten Kings-of-Leon-Stücke mit „Sex on Fire“, „Radioactive“ und „Use Somebody“ einläutet.

Auch einen kleinen Vorgeschmack auf das dieses Jahr anstehende sechste Album, „Mechanical Bull“, liefern die Jungs aus Nashville ab. „It Don’t Matter“, eine schnelle Rocknummer mit Lust auf Riffs, ist der ideale Begleiter für die sommerliche Cabrio-Tour.

Diese allerdings funktioniert nur bei gutem Wetter, wie tags zuvor beim Konzert in Frankfurt. Unter der Hitze habe seine Stimme so sehr gelitten, weshalb er zu „Milk“ alle Fans einlade, mitzusingen, erklärt Caleb Followill. Den Beginn gestaltet er bei wenigen Gitarrenklängen ganz alleine und bekommt kaum einen Ton heraus. Das klingt stark nach misshandeltem Hund. Wenn’s kurz darauf kracht, geht das glücklicherweise unter. Die Menge weiß den Einsatz des Frontmanns zu würdigen und unterstützt ihn eifrig. Besser wird es für Followills Stimme in den kommenden Tagen kaum werden, denn auch in Köln läuft dem Sänger die Brühe nur so über die Wangen. Aber auch den Zuhörern wird es bei der geleisteten textsicheren Hilfe am nächsten Morgen wohl nicht anders gehen.