Wer Popsängerin Pink bei ihrer „The Truth About Love“-Tour im ausverkauften Düsseldorfer ISS-Dome besucht und ein einfaches Konzert erwartet hat, wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Pink, ihre Tänzer sowie die insgesamt siebenköpfige Band machen gleich zu Beginn keinen Hehl daraus, was die Zuhörer erwartet: ein wahnwitziger Mix aus Varieté und Stuntshow. Ach ja, und auch Musik.

Der Auftritt startet mit einem großen Knall. Die wandelbare Sängerin, diesmal mit blonder Kakadu-Frisur, schleudert befestigt an zwei Gummiseilen zehn Meter in der Luft wie ein Flummi auf und ab, schlägt dabei Purzelbäume und vollführt Pirouetten. Und all das, während sie „Raise Your Glass“ singt. Das Publikum ist aus dem Häuschen und fragt sich, wie sie das macht, ohne stimmlich abzugleiten.

Unten auf der Bühne liefern Tänzerinnen in Strapsen und später halbnackte Männer choreografierte Einlagen ab, räkeln sich an Plastiklaternen und rennen die Showtreppe auf und ab. Gleichzeitig blinkt und leuchtet es allerorts, flimmern bunte Filmchen aus dem Spiegelkabinett im Hintergrund. Die völlige Reizüberflutung.

Einher geht diese mit einer Menge an Ideenreichtum und viel Abwechslung: „Bei „U + Ur Hand“ sucht Pink engumschlungen mit zwei Tänzern gierig nach Körperkontakt. Beim Ohrwurm „How Come You’re Not Here“ treibt eine Pixel-Straps-Pink mit Fleischermesser in einem 80er-Jahre-Videospiel ihr Unwesen, während die US-Amerikanerin mit ihrer Tanz-Crew über den geschwungenen Bühnensteg in die Halle marschiert und ausgelassen feiert. Zum rockigen „Are We All We Are“ versucht sich die Sängerin als Kurzzeit-Drummerin, „The Great Escape“ spielt sie an einem weißen Flügel. Sie habe alle Billy-Joel-Videos gesehen, sagt Pink und wisse, wie man an diesem Instrument richtig sitze, scherzt sie und zeigt ihre gesangliche Stärke.

Mit „Wicked Game“ hat die als Alecia Beth Moore geborene Künstlerin auch ein Cover ins Set aufgenommen. Leider kommt die lahme Interpretation nicht an das fiebrige Original von Chris Isaac heran. Andere in balladeske Kleider gehüllte Songs sind weitaus stärker: Bei „Try“ baumelt Pink wieder in der Gummiseil-Konstruktion und zwirbelt um die eigene Achse, bevor sie mit männlicher Unterstützung am Boden Kunstturnübungen vorführt, die eine ordentliche Portion Körperkontrolle abverlangen.

Dazwischen gibt sich die 33-jährige Musikerin immer wieder publikumsnah, etwa wenn sie über den Boden rollt und nach den ihr entgegengestreckten Händen greift, einem kleinen Mädchen auf elterlichen Schultern Drumsticks schenkt und sich Zeit für einen Plausch nimmt.

Wie es sich für einen weiblichen Popstar üblich ist, gehören auch zahlreiche Kostümwechsel zum guten Ton. Pink schlüpft in mehr als ein halbes Dutzend unterschiedliche Stoffstücke, von denen die meisten nur die empfindlichsten Körperstellen verdecken.

Neben der omnipräsenten Sängerin gibt es einen immer wiederkehrenden und essentiellen Bestandteil der Show, den Clown Rubix von Füchenhürtz. Noch vor Konzertbeginn turnt er über die Tribünen der Arena und treibt dort seinen Schabernack mit den Besuchern. Auf der Bühne dann tritt er als Teufel auf, der sexuelle Zügellosigkeit propagiert, während er sich an einer Tänzerin reibt. Ein anderes Mal steigt er in Windeln gepackt und mit umgeschnallten Federn bestückt empor und gibt begleitet von träumerischen Klavierklängen den Eros.

Egal in welcher Verkleidung, Rubix wird nicht müde zu erklären, worum es an diesem Abend geht: die Liebe. Und die kann – wie in Düsseldorf eindrucksvoll bewiesen – ganz viele Gesichter haben.