Broilers für den Deutschunterricht: Das könnte die Forderung ans Schulministerium sein, nachdem die Punk-Band ihren Tour-Abschluss mit zwei Konzerten in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle gefeiert hat. Denn wenn sich anderswo Schüler beim Auswendiglernen von Goethe-und Schiller-Gedichten quälen, singen die Fans an einem Abend rund zweieinhalb Stunden lang ausnahmslos jeden Broilers-Song mit – ohne Spickzettel.

Für die Broilers ist der erste Düsseldorf-Termin ein besonderer Abend: „Irgendwie ist das der Freitag, auf den wir seit unserer Kindheit gewartet haben“, gesteht Frontmann Sammy Amara. Wie es sich für den feierlichen Abschluss der Tour gehört, steht er im feinen Zwirn auf der Bühne, lässt das Jackett aber nicht lange an. Denn es gibt viel zu tun: Eine ganze Latte an Songs steht auf der Setlist – 32 insgesamt, die zum Mitgrölen einladen und vom ersten Augenblick an für ausgelassenen Pogo im Pit sorgen. Da fliegen Kleidungsstücke und Bierbecher durch die Gegend. Und schnell sind die ersten Crowdsurfer unterwegs auf ihrer Reise Richtung Bühne.

Ihren Punk durchsetzen die Broilers gerne mit Ska- Beats und Reggae-Rhythmen, und auch die eine oder andere Ballade mogelt sich ins Programm. Die Akustikgitarre wird aber erst bei „Wie weit wir gehen“, dem letzten Stück des regulären Sets, hervorgeholt. Zuvor gibt es bei „Weckt die Toten auf“ klimpernde Keyboards und den beliebten Oh-oh-Refrain, mit „LoFi“ die Orgel-unterstützte Ska-Ode an die Punk-Gemeinschaft und die rumpelnde, durch eine Police- Academy-Szene inspirierte Blödelnummer „Blaue Auster“, in der sich alles um die Liebe zu einem Mädchen dreht, das eigentlich ein Junge ist.

Nicht nur an solchen Stellen merkt man, wie sympathisch unprofessionell die Broilers sind. Dafür, dass der Vorhang zu Beginn nicht recht zu Boden fallen will, können die Fünf natürlich nichts, das Missgeschick steht aber für eine Reihe kleiner Pannen, die augenzwinkernd hingenommen werden und irgendwie dazugehören. Da wird sich verspielt, der Text vergessen, läuft man sich beinahe gegenseitig über den Haufen – Sammy Amara kommentiert es mit Mittelfingern und der rhetorischen Frage: „Die Broilers und professionell?“

Die treue Fan-Schar, die, wie sich bei einer kleinen Fragerunde herausstellt, aus der ganzen Republik angereist ist, hat ihren Spaß. Viele Besucher sehen die Band zum ersten Mal. Spätestens seit ihrem aktuellen Album „Santa Muerte“ ist den fünf Düsseldorfern, die schon seit langem in der Oi!-Szene unterwegs sind, der große Durchbruch gelungen. Wenig verwunderlich also, dass das Publikum bunt durchmischt ist.

Auch jene, die weiter hinten stehen, kommen den Broilers an diesem Abend nahe. Für die Zugabe verlassen Amara, Bassistin Ines Smentkowski, Gitarrist Ron Hübner, Schlagzeuger Andi Brügge und Keyboarder Chris Kubczak die Bühne und finden sich in der Hallenmitte auf ein paar Quadratmetern am Mischpult ein, umringt von ihren Fans. Da wird die große Halle plötzlich zu einem heimeligen Ort, wenn mit „Singe, seufze, saufe“ ruhige Töne angeschlagen werden.

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