Föhnfrisur, Schulterpolster, Karottenhose – alles Markenzeichen der 80er Jahre. Genauso wie Duran Duran. Die britische Synthie-Rock-Band hat in ihrer Karriere über 100 Millionen Platten verkauft, ihre Alben und Singles landeten regelmäßig in den Charts. Am Samstag stand die Band in Dortmund auf der Bühne, und es wehte ein Hauch von Nostalgie durch die Westfalenhalle 2.

Die vier britischen Musiker der New-Wave-Band beginnen mit einer der wenigen Ausnahmen: In „Before the Rain“ wird nicht wild getanzt oder eingängig gesungen. Dafür sind die folgenden rund zwei Stunden da. Begleitet von schweren Klängen erzählt Sänger Simon Le Bon, gekleidet in ein silbernes Zirkusdirektor-Jackett, zunächst von dunklen Geistern, die einen Schuldigen nicht wieder loslassen.

Unmittelbar danach wird der Beat aber angezogen. Spätestens bei „The Reflex“ sind Duran Duran auf Betriebstemperatur. Jetzt erfüllen auch die schwarz-blauen Turnschuhe Le Bons ihren Zweck: Zum Song-Einstieg vollführt er einen Kung-Fu-Tritt. Auch sonst ist er fleißig auf der Bühne unterwegs, genauso wie seine Mitmusiker, Bassist John Taylor und Tourgitarrist Dom Brown. Einzig Roger Taylor am Schlagzeug und Keyboarder Nick Rhodes halten sich zurück – was in erster Linie ihren Instrumenten geschuldet ist.

Musikalisch verändert haben sich Duran Duran nie, sie wollen gar nicht. Auch auf ihrem bis dato letzten Album, der 2010er Platte „All You Need Is Now“, sind die Briten dem dominierenden Disco-Sound treu geblieben. Wenn man es nicht besser wüsste, man könnte glauben, die Songs seien vor 30 Jahren entstanden. Kaum verwunderlich also, dass beim Konzert alles wie aus einem Guss wirkt.

Dass Duran Duran nicht ganz in der Zeit stehen geblieben sind, zeigen sie mit einem kleinen Twitter-Intermezzo. Während die Bandmitglieder hinter der Bühne ihre schweißnassen Klamotten wechseln, können die Zuhörer Twitter-Nachrichten abschicken, die musikalisch begleitet auf der Leinwand angezeigt werden – eine nette Pausenüberbrückung.

Im Reigen der ganzen Dance-Hits fällt die 92er Single „Ordinary World“ ein wenig aus dem Rahmen. Es sei an der Zeit ein wenig Optimismus zu verbreiten, sagt Le Bon. Schließlich lebe man in einer Zeit, in der es darauf ankäme, aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu helfen, kündigt er die Ballade an, für die es im Anschluss langanhaltenden Applaus gibt.

Danach folgen die wichtigsten Duran-Duran-Hits Schlag auf Schlag. In „Hungry Like the Wolf“ begibt es sich Simon Le Bon auf Frauenjagd, im relativ frischen „(Reach Up for The) Sunrise“ fordert er zu Veränderungen auf, um das Leben zu erhellen. Duran Durans Themen sind einfach, genauso wie ihre Melodien. Aber gerade das macht die Band so tanzbar. In nur wenigen Minuten nach den ersten Synthie-Klängen hat sich die Halle in eine 80er-Jahre-Disco verwandelt.

Bevor es an die Zugaben geht, gibt es noch „The Wild Boys“, einen Song in Anlehnung an William S. Burroughs gleichnamigen Roman, in den Le Bon und Co. einen Teil von Frankie Goes to Hollywoods „Relax“ einbauen. Das ähnlich klingende „Notorious“ folgt, bevor das in vergangenen Zeiten schwelgende Konzert mit dem äußerst tanzbaren „Rio“ zu Ende geht.

(erschienen am 30.01.2012 im Westfälischen Anzeiger)