The Dave Matthews Band / Düsseldorf / 8.3.2019

In der USA füllt die Dave Matthews Band auf ihren Touren die großen Arenen. Die Gruppe ist Grammy-ausgezeichnet, und die letzten sieben ihrer insgesamt neun Alben haben allesamt Platz eins in den Billboard-Charts erreicht. In Europa ist es um das Septett weniger prominent bestellt: Die Hallen sind kleiner, die Resonanz überschaubarer. Zu unrecht: Denn das was die Band um Gründer und Frontmann Dave Matthews live abliefert, auch beim Konzert in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle, ist hochklassige Rockmusik voller Improvisationen – gemacht für die ganz große Bühne.

Sound, Licht und natürlich die musikalische Qualität schreien förmlich nach Stadion. Die Bühne ist aufgeräumt. Jeder, der sieben Musiker hat seinen Platz. Sie alle sind Vollblutmusiker, die aus Handwerk wahre Kunst machen, die dem Zuhörer den Mund vor Staunen und Bewunderung offen stehen lässt, wenn sich etwa Lead-Gitarrist Tim Reynolds durch ein Solo spielt, als sei es das einfachste der Welt, seine Finger derart schnell und voller Leichtigkeit übers Griffbrett tanzen zu lassen. Oder aber wenn Rashawn Ross an der Trompete sein Instrument so intensiv bedient, dass man meinen könnte, das Gerät würde im nächsten Moment zerbersten unter den Anstrengungen des Musikers.

Die Dave Matthews Band macht live aus eigentlich vier- bis fünfminütigen Songs Stücke, die an der Zehn-Minuten-Marke kratzen und bisweilen weit darüber hinaus reichen. Sie werden zu ausufernden Versionen, in denen überschwänglich gejammt wird – von entspannten und gut gelaunten Musikern. „Jimi Thing“ vom 1994er Debütalbum „Under the Table and Dreaming“ ist so ein Fall, in dem heftigst improvisiert und eine nicht enden wollende Show hingelegt wird, ehe der Song in das Prince-Cover „Sexy M.F.“ übergeht und beide Stücke zusammen ein rund 18-minütiges Sounderlebnis der Sonderklasse entstehen lassen.

Diese Spielfreude ist ansteckend. Die Leute jubeln frenetisch nach jedem Song und rufen der Band Liebesbekundungen zu. „Danke very much!“ ruft Dave Matthews Grimassen schneidend in die Halle und erntet nicht nur Applaus für seine rudimentär vorhandenen Deutschkenntnisse, sondern auch viele Lacher. Ganz unprätentiös steht der 52-Jährige mit schwarzem T-Shirts und gleichfarbiger, fast bis unters Kinn gezogener Gitarre am Mikrofon und lächelt. „Ich höre euch! Ich höre euch zu“, ruft er.

Ehrliche, handgemachte Musik liefern Matthews und seine Band, in Düsseldorf zum Beispiel das vom Blues angehauchte „Lying in the Hands of God“, das funkige „So Right“ oder aber „Don‘t Drink the Water“, das live zu einem wahren Epos erwächst, das vom Sänger inbrünstig vorgetragen wird. Dave Matthews hat ein Händchen für berauschende Songs: „Satellite“ ist in der Strophe sperrig und störrisch und wird eingefangen in einen schwelgerischen Refrain. „The Space Between“ ist eine traumhaft schöne Ballade und „Grey Street“ eine Rocknummer, die man wieder und wieder hören will.

Vom aktuellen, 2018 erschienen Album „Come Tomorrow“ wird unter anderem „Samurai Cop (Oh Joy Begin)“ mit seinem prägnanten Trompeten- und Klarinettenspiel präsentiert, aber auch das kraftvolle „She“ und das auffallend kurze „Here on Out“, das Matthews nahezu über die komplette Dauer solo an der Akustikgitarre begleitet. „Jetzt kommt ein winziger Song“, kündigt er das Stück an. „Ein guter Zeitpunkt, noch mal pinkeln zu gehen“, witzelt er. Wer der nicht ernst gemeinten Aufforderung nachkommt, verpasst ein wunderschönes Kleinod und einen von vielen Höhepunkten beim rund zweieinhalbstündigen Konzert der Dave Matthews Band in Düsseldorf.