Buffalo Tom / Köln / 8.3.2011

In ihrem wohl größten Hit „Taillights Fade“ singt Buffalo-Tom-Sänger Bill Janovitz, er fühle sich wie ein Dinosaurier. Das war 1992, die Band zählte gerade fünf Lenze. Heute, fast 20 Jahre später, und in Zeiten, da viele Bands nur eine Single, vielleicht auch ein Album veröffentlichen, um dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden, ist das Bostoner Indie-Rock-Trio tatsächlich zu so etwas wie einer aussterbenden Art, einem musikalischen Saurier, geworden.

Dabei kokettiert die Band bei ihrem Auftritt im Kölner Luxor immer wieder mit ihrem Alter. Ihre erste Tour in Deutschland verlegt Bassist Chris Colbourn kurzerhand ins Jahr 1962 und erntet damit Lacher aus dem Publikum. Dort tummeln sich im Gros Mittdreißiger, die im Teenager-Alter waren, als das Trio Anfang der 90er Jahre zwischen rauer Grunge-Ära und gesittetem College-Rock seinen Platz fand und mit Songs wie „Kitchen Door“ und „I‘m Allowed“ den Indie-Rock prägten.

Nach fast zehnjähriger Pause erschien 2007 ein neues Album. Dieser Tage kam die aktuelle Platte, „Skins“, Nummer acht in der Bandhistorie, auf den Markt. Logisch, dass der Auftritt auch Promo-Zwecken dient. So gibt es eingestreut in die Set-List immer wieder aktuelle Kostproben und die Gewissheit, dass sich musikalisch nicht viel geändert hat. Und auch textlich bleiben sich die Bostoner treu, besingen bisweilen melancholisch aber immer mit ehrlichem Rock ‘n‘ Roll das Zwischenmenschliche und das Leben im Allgemeinen. Das gefällt den Fans, Applaus und Gejohle gibt es reichhaltig. Im Vordergrund aber steht ein feiner Querschnitt des Schaffens. Vieles erinnert an die 2000er „Asides“-Compilation, auf der die Band alle bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten Singles sammelte. Auch wenn die Zuhörer der Band immer wieder Titel zurufen, die noch unbedingt gespielt werden müssten, ist fast alles, was das Buffalo-Tom-Herz begehrt, vorhanden.

Großen Wert auf eine Show legen die Musiker nicht. So klein die Bühne im Luxor ist, wo man sich als Interpret fast den Kopf an der Decke stößt, so unaufdringlich gibt sich die Band. Schlagzeuger Tom Magginis sitzt versteckt im Hintergrund und macht seine Sache souverän. Colbourn steht in seinem nostalgisch anmutenden Fußball-Trikot aus Polyester ein wenig verloren am rechten Bühnenrand und zupft unauffällig an den Saiten. Nur wenn er selbst den Part des Sängers übernimmt, rückt er ins Rampenlicht, hält sich aber auch dann bewegungsarm zurück. Im Gegensatz zu Sänger und Gitarrist Bill Janovitz: Der geht nach einer kurzen Aufwärmphase ganz aus sich heraus, bearbeitet intensiv sein Instrument, verrenkt sich und zeigt mit seiner rauchig markanten Stimme, dass er die Songs, die hier jeder kennt, auch wirklich lebt.

Dass anfangs die Technik ein wenig streikt, die Gitarren übersteuern und auch die Mirkos nicht optimal abgestimmt sind, macht nichts.