Understatement ist für die Schwedenrocker von „The Hives“ ein Fremdwort. Vielmehr treffen bei dem Quintett aus Fagersta Größenwahn und Proletentum aufeinander. Natürlich ist das nur gespielt. Die Hives präsentieren sich beim einzigen NRW-Termin ihrer Tour im Kölner Palladium als sympathische Truppe mit Frack, Fliege und Zylinder, die lediglich gerne spuckt, über den Boden robbt und sich selbst auf den Thron der Rockgötter hievt.

Damit es keinen Zweifel daran gibt, setzen Sänger Howlin‘ Pelle Almqvist und seine Mitstreiter auf vollen Körpereinsatz. Almqvist springt und klettert auf Monitore und die Boxentürme an den Bühnenseiten, windet sich in den Kabeln und badet in der Menge, die ihn selbstverständlich auf Händen trägt. Da wird auch der Großkotz Almqvist hand- „The Hives“ aus Schweden begeistern mit Volldampfmusik in Köln zahm, grinst, hält das Mikro in die grölende Meute und klatscht mit den Fans ab. Zurück auf der Bühne geht er in seinen markanten Marschschritt über, den er bei „Walk Idiot Walk“ zur Perfektion bringt, stöckelt zwischenzeitlich wie ein eitler Pfau umher und vollführt Kung-Fu-Tritte. Nach jedem Song ergibt sich der Sänger in einen nicht enden wollenden Redeschwall.

Er sei religiös, gesteht der der 34-Jährige. Allerdings glaube er weniger an die Kirche als vielmehr in seine wahre Liebe: den Rock ’n‘ Roll. Kein Wunder, dass er das Palladium kurzerhand zu seinem Kölner Dom macht. Dass Almqvist eine regelrechte Quatschtante ist, ist bekannt. Dass seine Reden nicht immer Sinn machen, ebenso. „Ich weiß gar nicht, was ich hier erzähle“, gibt er zu. „Ich sollte aufhören, zu quatschen, und mehr rocken“, kündigt er an und hält sein Versprechen für drei Minuten.

„Hoppe up and down!“ fordert der Sänger das Publikum in seinem ganz eigenen Esperanto auf und legt in gebrochenem Deutsch nach: „Es sind junge Männer aus Schweden auf die Bühne heute Abend!“ Der Animation hätte es nicht bedurft. Die Fans verwandeln sich auch so in eine wabernd-tanzende Masse und liegen bereits mit den ersten Takten des Konzerts im Clinch miteinander.

Zum ersten Höhepunkt des Abends entwickelt sich „Main Offender“, eine mit rüden Worten vorgetragene Rockstar-Selbstreflexion. Das rotzige „I Want More“ könnte als Band-Slogan verstanden werden. Genügsam können andere sein: Ein größeres Stück vom Kuchen, größere Autoreifen und eine Million Augenpaare, die ihn anstarren, wünscht sich Almqvist im Song. „Wait a Minute“ ist eines der wenigen Stücke, bei dem sich Gitarrist und Almqvist-Bruder Nicholaus Arson nicht auf dem  Bühnenboden suhlt oder er auf Knien rutscht, sondern singenderweise in Erscheinung tritt.

Traditionell halten sich die übrigen Musiker im Hintergrund. Ins Auge fällt nicht zuletzt jedoch Vigilante Carlstroem, der gewichtige und bärtige zweite Gitarrist der Band, in dessen mächtigen Händen das Instrument wie ein Kinderspielzeug wirkt, das bei den gelegentlichen Ausbrüchen des Musikers zu zerbrechen droht. So auch bei „Won’t Be Long“ – durch den Einsatz in einem Werbespot der wohl bekannteste Hives-Song. Dank Ohrwurm-Melodie ist die Masse völlig aus dem Häuschen.

Der stärkste Song aber ist „Patrolling Days“ vom aktuellen Album „Lex Hives“ mit seinem vor Eingängigkeit triefenden Refrain. Als Zugabe folgt „Tick Tick Boom“. Damit zünden die Schweden nach knackigen 75 Minuten die Megalomanie-Bombe.