TIM_1612-2aEs hat eine Zeit lang gedauert, bis The Gaslight Anthem aus New Jersey den Weg in die Charts gefunden haben. Erst mit ihrem aktuellen, vierten Album „Handwritten“ sind sie in Deutschland, Großbritannien und den USA nach vorne in die Hitlisten geprescht. Dementsprechend ist auch beim Konzert in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf die Hütte voll.

Der musikalische Wandel des Quartetts mag eine wesentliche Rolle für den Erfolg gespielt haben. Vom erdigen Punkrock der ersten Stunde haben sich The Gaslight Anthem im Lauf der Zeit immer mehr in Richtung Bruce Springsteens Heartland Rock entwickelt. So wie „Red in the Morning“ oder „1930“ gehen nur wenige Songs ohne Kompromisse knallhart geradeaus.

Stattdessen zeigen sich die Musiker immer wieder facettenreich: „Handwritten“ lädt zum Mitgrölen ein und nimmt sich Zeit für ein kleines Gitarrensolo. Das relaxt groovende „The Diamond Church Street Choir“ dagegen ist beste Cabrio-Musik. Die Midtempo-Nummer „The Queen of Lower Chelsea“ beginnt geheimnisvoll und wird erst am Schluss brachial.

Bluesig geht es bei „Even Cowgirls Got the Blues“ und dem schleppenden „Too Much Blood“ zu. Bei letzterem und der Hymne „Keepsake“, dem beste Song vom aktuellen Album, darf der umfangreich tätowierte Leadsänger Brian Fallon seine Kratzstimme endlich ausreizen. Das ist großes Kino. Mit dem wunderbar melodiösen „Where Art Thou, Elvis?“ von der EP „Senõr and the Queen“ findet zudem eine Nummer Einzug in die Setlist, die nach Angabe Fallons nur selten von ihnen auf Konzerten gespielt würde.

Andere Songs gehören zum Standard-Repertoire eines Gaslight-Anthem-Auftritts; es sind die zahlreichen kleinen Hits, die die Band von der US-Ostküste seit ihrer Gründung 2006 geschrieben hat. Das flotte „The ’59 Sound“ mit seinem Ohrwurm-Refrain gehört dazu, genauso wie „Great Expectations“, in dem sich Fallon als gewohnt guter Geschichtenerzähler beweist, oder „I’da Called You Woody, Joe“, ein Tribut an den Clash-Sänger Joe Strummer.

Gemeinsam mit Tour-Gitarrist Ian Perkins liefern The Gaslight Anthem in Düsseldorf eine routinierte Rock-Show ab. Bis auf Schlagzeuger Benny Horowitz stehen die vier Saiteninstrumentalisten aufgereiht nebeneinander, ohne sich allzu sehr zu bewegen. Nur manchmal kommen sie zusammen und spielen sich für einige Augenblicke die Melodien zu.

Nicht nur die Interaktion untereinander, auch jene mit dem Publikum hält sich in Grenzen: Sänger Brian Fallon outet sich als Fan von Social-Distortion-Frontmann Mike Ness und gratuliert einem Fan zum 40. Konzertbesuch. „Hast du einen Job?“ fragt er. „Pass auf, dass du nicht gefeuert wirst. Wir sind nicht Van Halen.“ Für sie würde sich das Risiko immerhin lohnen, sagt er und sorgt für Lacher. Ansonsten ist er nicht sonderlich gesprächig, konzentriert sich stattdessen mehr auf seine Songs, will er denn doch beweisen, dass nicht nur David Lee Roths Band gute Musik macht, sondern auch seine eigene.

Ein Schnippchen schlägt ihm der Sound in der Düsseldorfer Konzerthalle. Der ist zu laut abgestimmt, Fallons Gesang verwandelt sich manchmal in eine unverständliche Masse. Ganz vorne interessiert das aber niemanden. Da wird The Gaslight Anthem rund 100 Minuten am Stück gefeiert.

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