Birdy / Köln / 23.7.2014

Im Kölner E-Werk ist es drückend heiß. Jasmine van den Bogaerde alias Birdy setzt auf der wenigstens ein bisschen klimatisierten Bühne wohlweislich auf ein luftiges Outfit, während im Innenraum eine tropische Hitze erreicht wird und schweißdurchnässte Fans rund 90 Minuten durchhalten, um dem stimmgewaltigen Multitalent beim Musizieren zuzuschauen. Gut, dass es beim Konzert der kürzlich 18 Jahre alt gewordenen Britin eher gemächlich zugeht. Der eine oder andere Kollaps wäre vorprogrammiert.

Piano, Gitarre, Synthesizer, Keyboard – Birdy, die so heißt, weil ihre Eltern kurz nach der Geburt meinten, sie trinke wie ein Vögelchen, spielt eine ganze Reihe an Instrumenten und hat alleine damit schon den vielen Retortenmusikern, die es gerade einmal schaffen, mit modischem Haarschnitt unfallfrei über die Bühne zu tänzeln, einiges voraus. Stimmlich ist sie sowieso über jeden Zweifel erhaben – das nächste Qualitätsmerkmal.

Wenn aber die Musik stoppt und Birdy sich artig für den Beifall bedankt und den nächsten Song ankündigt, verwandelt sie sich in einen verschüchterten Piepmatz. Dann flüstert sie kaum hörbar, dass es den Anschein hat, als wäre es ihr eigentlich ein wenig peinlich, da oben von so vielen Augenpaaren im Publikum angeschaut zu werden, die auch noch Geld bezahlt haben, um bei diesem Auftritt zusehen zu dürfen.

Zwei Alben hat die junge Britin bereits veröffentlicht. Während das Debüt aus dem Jahr 2011 bis auf eine Ausnahme komplett aus Cover-Songs bestand, beweist sich Birdy zwei Jahre später als Songwriterin. Hörproben des sehr balladesk geprägten Portfolios gibt es an diesem Abend in Köln von beiden Platten. Die Coversongs, vor allem zwei, finden dabei den größten Anklang. Die Videos zu „Skinny Love“, im Original von Folk-Barde Bon Iver, und „People Help the People“ von den Indie-Rockern Cherry Ghost wurden bei Youtube millionenfach angeklickt, und die Nummern fanden reichlich Airplay im Radio. Birdy werkelt nicht groß an den Songstrukturen rum, verwandelt die Titel aber mit dem dominierenden Einsatz ihres Pianos in ganz eigene Versionen. Ähnlich geht sie etwa bei „Shelter“ von The xx und „Terrible Love“ von The National vor.

Zu den selbst komponierten Stücken, die Birdy im E-Werk präsentiert, gehört etwa „Older“, bei dem sie sich die Gitarre umschnallt. Und während das Piano am Bühnenrand noch so etwas wie einen Schutzwall bildete, steht die Musikerin jetzt unausweichlich im Mittelpunkt. Sie bewährt sich mit einem feinen Folksong. Beschwingt setzt sie das Spiel an den sechs Saiten fort bei „All About You“. Thematisch sind beide Songs gar nicht so weit voneinander entfernt: Die Liebe in ihren vielen Facetten wird besungen – übrigens auch bei „Light me Up“, das Birdy am Synthesizer verlangt und viel Groove mitbringt, seinen melancholischen Unterton aber nie verliert.

„Not About Angels“, bei dem die Sängerin ganz alleine am Flügel auf der abgedunkelten Bühne in einem gleißenden Lichtkegel sitzt, ist ein ganz frischer Song, eines der Titellieder für die Jugendbuchverfilmung von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Da lauscht das Publikum noch gebannt, bei „Words as Weapons“ muss es dann doch mal ran und selbst aktiv werden. Birdy fordert rhythmisches Klatschen ein, und ihr Wunsch wird erfüllt. Zum treibenden Beat wird auch gleich noch gejohlt und gepfiffen. In strammes Rudelklatschten artet schließlich die Begleitung durch die Fans im hymnischen „Wings“ aus, das im Refrain entfernt an „Run“ von Snow Patrol erinnert.

Ganz untypisch zum Verlauf des Konzerts wird es in den Zugaben dann so richtig rockig: „Comforting Sounds“ will gar kein Ende finden, während die vier Bandmitglieder, die über weite Strecken wie Schatten Birdys Songs im Hintergrund begleiteten, einmal richtig aus sich rauskommen. Das sorgt dann auch auf der Bühne für erhöhte Temperatur.