Franz Ferdinand / Köln / 12.3.2014

Hochwohlgeboren ist sicher keiner von ihnen, der Bandtitel „Franz Ferdinand“ nach dem österreichischen Erzherzog war eher Resultat eines späten Namensfindungsprozesses und in der Form dann ein Produkt des Zufalls. Wie prototypische Rockstars wirken die vier Schotten, die mit ihrer Musik schon lange für ausgiebiges Wadentraining auf den Indie-Disco-Tanzflächen der Welt sorgen, allerdings auch nicht: Beim Konzert im Kölner Palladium kommt da ein Dandy-Quartett mit einheitlichen Patchwork-Anzügen auf die Bühne, kultiviert und höflich.

Musikalisch – das wissen die dicht gedrängt stehenden Fans in den vorderen Reihen – geht es nicht so zurückhaltend zu. Sobald die ersten Takte erklingen, zeigt sich deshalb schnell, dass die schottischen Musiker nicht als modisch gekleidete Schaufensterpuppen über den Kanal geschippert wurden, sondern ihren ansteckend tanzbaren Indie-Rock auch mit entsprechendem Körpereinsatz präsentieren. Als eine neue Art von Marschmusik könnte man Franz Ferdinands Stil bezeichnen, eigentlich perfekt zum Joggen. Bei den Stakkato-Beats wurzelt kein Besucherbein am klebrigen Hallenboden. Und auch Alex Kapranos, 41, Frontmann des britischen Vierers, hat Hummeln im Hintern. Er tritt um sich, zieht die Beine wie beim Morgensport zu sich hinauf, posiert wie ein Hair-Metal-Star aus den 80ern. Vor allem aber hüpft er umher, als trage er Sprungfedern versteckt unter den Absätzen seines eleganten Schuhwerks. Sein Kollege, Gitarrist Nick McCarthy, will ihm in nichts nachstehen. Das knapp unterm Kinn angelegte Instrument stört ihn nicht dabei, umtriebig seine Bühnenseite zu beackern. Da schwingt schon ein wenig Angst mit, die engen Röhrenhosen könnten reißen.

Anlass für die Tour ist die neue Platte „Right Words, Right Thoughts, Right Action“, das mittlerweile vierte Album des Quartetts. Nur verständlich, dass die Jungs auch viel aktuelles Material in ihr Set stecken. Musikalisch reihen sich die Stücke nahtlos in das bisherige Oeuvre der Schotten ein. „Love Illumination“ drückt gehörig aufs Tempo und kommt in seinen rund dreieinhalb Minuten mit einem Refrain daher, der sich einbrennt im Kopf. „Evil Eye“, das mit einem markigen Schrei beginnt, würde gut als Soundtrack eines Super-Mario-Geisterschloss-Levels funktionieren. Da schwingt eine mysteriöse Gruselstimmung mit, tanzbar bleibt das Stück allemal. „Fresh Strawberries“ dagegen nimmt ein wenig Tempo raus und erweist sich als Britpopper als absolut radiotauglich.

Heiß erwartet werden auch die Hits der Vorgängeralben, darunter eine ganze Menge Tanzflächenkracher, wie etwa „No You Girls“ oder „Can’t Stop Feeling“. „Take Me Out“ vom 2004er Debütalbum ist der erste große Höhepunkt des Abends. Bis ans Hallenende schwappt die Hüpfbegeisterung. Band und Publikum zelebrieren den Song förmlich, der sich im Verlauf immer weiter steigert, ehe es zur Explosion kommt. „Ulysses“ ist nah am Schluss des regulären Sets angesiedelt. Die Positionierung des grandiosen Ohrwurm-Hits aus dem Jahr 2009 funktioniert. Der zweite Höhepunkt des Konzerts sorgt für langanhaltenden Jubel im Palladium.

Am Ende wirken die vier Herren nicht mehr ganz so frisch und fein wie zu Beginn. Nach rund 100 Minuten sind die Hemden schweißdurchnässt, die Haarschöpfe klitschnass und die Finger wundgespielt. Sichtlich Freude hat ihnen die Show gemacht. Mit breitem Grinsen verlassen Kapranos und Co. winkend die Bühne. Für Höflichkeiten ist zuvor trotzdem noch Zeit geblieben: Der Sänger schnappt sich das Mikrofon nach der letzten Zugabe, bedankt sich beim Publikum fürs Kommen. Dann greifen sich die vier Musiker an den Händen und verbeugen sich. Diese Schotten wissen halt, wie’s geht.