Maximo Park / Köln / 19.2.2014

Maximo Park als gereifte Alternative-Rockband zu bezeichnen, ist in zweierlei Hinsicht passend: Zum einen hat der Fünfer aus dem englischen Newcastle schon 13 Jahre Bandhistorie auf dem Buckel und in dieser Zeit fünf Alben veröffentlicht. Zum anderen lässt sich kompositorisch ein Alterungsprozess erkennen. Das wird beim Konzert in Köln deutlich, wo alte Hits und neue Songs um die Gunst des Publikums ringen.

Das betagtere Material, vor allem das von Platte Numero zwei, „Our Earthly Pleasures“ von 2007, sorgen im dicht gefüllten Haus für einen klaren Punktsieg der frühen Maximo Park. „Our Velocity“ mit seinem Mitsing-Refrain ist eines dieser gefeierten Stücke im Konfetti-Regen der vorderen Fan-Reihen, ebenso wie die Hymne „Books from Boxes“, die die Anhängerschaft gleich mit dem ersten Gitarrenton erkennt und zurecht johlend begrüßt. Sänger Paul Smith weiß, dass der Band damit ein Klassiker gelungen ist: Als sei der Mikrofonständer eine Trophäe reißt er ihn zum Abschluss hoch. „The Kids Are Sick Again“, „Apply Some Pressure“ und „Girls Who Play Guitar“ – ebenfalls schon leicht angegraut – verwandeln das Publikum mit feinen britischen Ohrwurm-Refrains in eine einzige wabernde Masse aus verschwitzten Haarschöpfen und aufgerissenen Mündern.

Das neuere Material hat es ungleich schwieriger. Die Fans müssen sich offensichtlich an den neuen Sound erst einmal gewöhnen. Schon auf „The National Health“ von 2012 deuteten sich zum Beispiel mit dem treibenden „Hips and Lips“ erste Elektrospielereien mit New-Wave-Einflüssen an. Auf dem soeben erschienen Longplayer „Too Much Information“ setzt sich die Tendenz etwa in Form der ersten Single „Brain Cells“ oder dem getragenen „Leave This Island“ in verstärktem Maß fort. Das wirkt gesetzter, auch ein wenig unbequemer. Die Band steht zu ihrer konsequenten Entwicklung, vor allem Hutträger Paul Smith lässt daran keinen Zweifel: Seine Turnübungen am Mikrofon, sein unruhiger Gang über die Bühne, der nächste Ausfallschritt, ein neuer Hüftschwung – er liebt die Songs allesamt, und das zeigt er.

Zwischendurch versucht sich der 34-Jährige in ungelenkem Deutsch – Bonuspunkte, die er bei den Fans nicht braucht. Vor allem die weiblichen Anhänger hat er mit seinem spitzbübischen Lachen von Anfang an in der Tasche. Dass er traditionell im Anzug aufkreuzt und bis hinunter zu den glänzenden Schuhen den gewählten Mann von Welt gibt, ist nicht nur Show – als Akademiker war er vor seiner professionellen Musikkariere als Kunstlehrer tätig. „Das nächste Lied ist über die Vergangenheit“, nuschelt er. „Vom neuen Album und zero romantisch.“ Auch bei „Drinking Martinis“ präsentiert sich Smith geerdet und sympathisch. Der Sound in der Live Music Hall ist übrigens hervorragend, vor allem bei den etwas leiseren Nummern. „Wir haben nicht oft die Chance, softere Songs zu spielen“, erklärt Smith zum reduzierten „Where We’re Going“. Er bedankt sich artig fürs Zuhören. Es ist nicht das einzige ruhigere Stück am Abend. Verschnaufen muss der Zappelphilipp schließlich auch mal. Mit „The Undercurrents“ kündigt er ein Liebeslied an. Er stützt sich am Keyboard ab, atmete ein paar Mal demonstrativ schwer, ein Lächeln. War nur ein Witz. Stattdessen gibt’s oldschooligen Punkrock mit einer Erkennungsprise Maximo Park. Kurz und knackig ist „Her Name Was Audre“ – wie der Abend. Nach rund 70 Minuten hat das reguläre Set sein Ende erreicht. Danach noch zwei Zugaben und Smith tänzelt von der Bühne. Das wirkt doch alles ganz frisch.