SOJA / Köln / 4.8.2013

Genauso wie im Mutterland der Reggae-Musik, Jamaika, ragt am Sonntag auch in Köln die Anzeige des Thermometers über die 30-Grad-Marke hinaus. Die äußeren Bedingungen stimmen also, für den passenden Inhalt sorgen in der Live Music Hall Soldiers of Jah Army, kurz Soja.

Die US-amerikanische Reggae-Combo pflügt sich mit spielerischer Leichtigkeit durch die weit ausgebreiteten Pfade karibischer Musikkultur und meistert nebenbei den einen oder anderen Schritt ins poppig rockige Gefilde.

Siedend heiß ist es drinnen in der Halle, die ohnehin schon für ihr Sauna-Flair bekannt ist. Die achtköpfige Band hat mit dem tropischen Klima aber kein Problem. Im Gegenteil: Auf den paar Quadratmetern Bühne stehen sich die acht Bandmitglieder immer schön im Weg, wenn etwa Gitarrist Trevor Young von ganz links nach ganz rechts zu Saxofonist Hellman Escorcia will, Rafael Rodriguez an der Trompete nicht im Hintergrund verweilen möchte und Bassist Bobby Lee Kung-Fu-Tritte übt oder mit seinen Dreadlocks, die bis in die Kniekehlen reichen, um sich peitscht.

Musikalisch kommen sich die Bandmitglieder dafür nicht in die Quere. Sie sind jeder einzelne an ihren Instrumenten große Könner. Sie alle sind omnipräsent und stecken ganz viel Energie in ihre Songs. Vor allem die beiden Bläser Escorcia und Rodriguez bereichern die Stücke grandios mit viel Puste und flinken Fingern. Bisweilen sind es wahre Soundteppich-Monster, die Soja aus den Boxen jagen. Die Dosis aber stimmt. Überladen wirkt die Musik zu keiner Zeit, sondern entwickelt sich in rund 100 Minuten Spielzeit schön facettenreich.

„You and Me“ – der Titel verrät es – ist ein Liebeslied und verbreitet wohlige Melancholie. In „Sorry“ bricht der zwischenmenschliche Konflikt aus: Sie will, dass er sich ändert. Er aber entschuldigt sich nur dafür, so zu sein, wie er ist – und hat Spaß dabei, zeigt sich das Lied doch als wunderbar tanzbare Nummer mit viel Groove.

Wo wir beim Tanzen sind: Der brasilianische Karneval hält auch Einzug in die Live Music Hall: Mit Trillerpfeifen und wildem Trommelspiel verlegen Soja die Copacabana kurzerhand nach Köln. Die Domstädter kennen sich mit dem Thema schließlich aus. Fehlen nur noch Samba tanzende Damen im Federkleid – und die Höhner.

Schweißtreibend geht es auch beim Song „To Whom It May Concern“ zu, das mit dicken Riffs beginnt und einen Hauch vom 90er-Crossover zurückholt, während er einen Aufruf startet, gemeinsam und friedlich gegen den freiheitsbeschneidenden Überwachungsstaat aufzubegehren. Die Musiker werfen sich kreuz und quer Trommelstöcke über die Bühne zu und bearbeiten ihre Instrumente damit. Tiefenentspannt gestaltet sich dagegen „Open My Eyes“ – auch textlich, zeigt sich Sänger Jacob Hemphill doch im Einklang mit sich und der Welt, ohne Reue beim Blick zurück, hoffnungsvoll für die Zukunft und dankbar für jeden Augenblick. Esoterisch kommt auch die Zugabe daher: Alleine an der Akustikgitarre singt Hemphill mit seiner markant näselnden Stimme das Nahko-Cover „Aloha Ke Akua“. Und durch die Live Music Hall weht erfrischend eine leichte hawaiianische Brise.