Eric Clapton / Oberhausen / 14.6.2013
Eric Clapton braucht nicht viel Tamtam, um zu begeistern. In der komplett bestuhlten Arena in Oberhausen steht der Brite mit seiner achtköpfigen Band auf einer aufgeräumten Bühne und macht einfach nur Musik. Da wird nicht viel gequatscht, da braucht es keine große Lichtshow oder bunte Effekte. Clapton, der schlabbrige Jeans und ein Polohemd trägt, setzt auf Understatement. Als einer der besten Gitarristen aller Zeiten kann er es sich das leisten.
Von Beginn an stellt er sein Können unter Beweis. Ein Solo folgt auf das nächste. Und jedesmal scheint er ganz darin aufzugehen, wenn er mit geschlossenen Augen Grimassen zieht, den Kopf schüttelt und sich bewegt, als sei er in einer tiefen Trance. Dabei sieht es so einfach und entspannt aus, wie die Finger des Briten über die Saiten gleiten und er nicht einmal auf das Griffbrett seines Instruments schielen muss.
Genau wie er auf vielen seiner Platten Cover-Songs einbaut, finden sich auch in der Setlist der aktuellen Tour, mit der Clapton sein 50-jähriges Bühnenjubiläum begeht, viele Stücke anderer Künstler, darunter Songs von Hop Wilson und Jimmy Cox. Von Robert Johnson, den Clapton als bedeutendsten Blues-Musiker aller Zeiten betrachtet und dem er bereits zwei Alben widmete, spielt er gleich drei Songs: „Love in Vain“, „Crossroads“ und „Little Queen of Spades“.
Das restliche Programm setzt sich aus Nummern der Solokarriere wie zum Beispiel „My Father’s Eyes“ und „Wonderful Tonight“ und Songs zusammen, die er mit den Bands Derek and the Dominos und Cream aufgenommen hat, darunter „Sunshine of Your Love“ und selbstverständlich auch „Layla“.
Höhepunkte des Auftritts sind aber auch Stücke wie das lässig groovende „Gotta Get Over“ von seinem aktuellen, bereits 21. Soloalbum. Da wippen in den Stuhlreihen und auf den Tribünen die Köpfe , wird gejohlt und begeistert dazwischengerufen, wenn Clapton zum Solospiel ansetzt. Nicht anders ist es bei „Come Rain or Come Shine“ des amerikanischen Komponisten Harold Arlen, aus dessen Feder auch „Over the Rainbow“ stammt. Die getragene Blues-Nummer singt Clapton mit viel Gefühl zusammen mit Organist Paul Carrack.
Tage zuvor hatte Eric Clapton wegen anhaltender Rückenbeschwerden die Konzerte in Wien und Stuttgart absagen müssen. In Oberhausen wirkt der 68-Jährige erholt, gönnt sich im Mittelteil aber doch einen Stuhl. Beim „Driftin‘ Blues“ hat Eric Clapton auf dem mit rotem Samt überzogenen Sitz Platz genommen. Seine Fans erkennen die Nummer schnell. Jubel brandet auf. Dann ist es ganz still. Wie elektrisiert starren die Zuhörer gebannt auf Claptons Gitarrenspiel. Da verströmt jeder einzelne Ton einen ganz besonderen Zauber.
Ein ganz ähnliches musikalisches Schwergewicht, wenn auch ein wesentlich schnelleres, ist „Blues Power“, bei dem auch Gitarrist Doyle Bramhall II seine Fähigkeiten am Instrument unter Beweis stellen darf, Clapton mit viel Reibeisen in der Stimme glänzt und eifrig Drehregler und Vibratohebel bedient.
Auf eine Nummer warten die Fans allerdings vergeblich: „Tears in Heaven“, Claptons wohl bekanntestes Stück, erklingt nicht. Aber das ist nur ein kleiner Wehrmutstropfen an einem faszinierenden und stilvollen Musikabend.