Bad Religion / Köln / 18.7.2011

Greg Graffin ist nicht nur Sänger von Bad Religion, er ist auch Uni-Professor. Und als solcher muss er die Dinge gut und kompakt erklären können. Auftritte als Musiker in einer Punkrock-Band sind da nicht die schlechteste Übung, immerhin kratzt kaum einer der Songs an der Drei-Minuten-Marke. Ganze 24 Stücke stehen beim Auftritt im Kölner E-Werk auf dem Programm. Die serviert die Kalifornier in knackigen 80 Minuten Spielzeit.

Neben vielen aktuellen Kostproben stehen auf der Setlist auch die wichtigsten Klassiker. Die werden am meisten beklatscht. „Recipe for Hate“, „21st Century (Digital Boy)“ und „American Jesus“ sorgen für Jubelstürme. Hörbar der Hit des Abends ist für die Fans aber „No Control“ von 1989. Die Spielfreude steht jedem der fünf Protagonisten förmlich ins Gesicht geschrieben. Sympathisch sind sie, haben immer ein Lächeln auf den Lippen und verzichten auf die typische Punkattitüde. Sie waren und sind immer noch die netten Jungs aus der Nachbarschaft, auch nach über 30 Jahren Bühnenpräsenz. Was aber keinen Einfluss auf die energische Show hat – Schunkeln geht woanders.

Vor allem Gitarrist Greg Hetson vollführt immer wieder Luftsprünge, Graffin tigert rastlos umher und gestikuliert dabei, als stände er vorm proppevollen Biowissenschafts-Hörsaal, und auch Jay Bentley hält nichts hinter seinem Mikrofon. Einmal soll es dann doch etwas emotional werden, kündigt der Sänger an und wünscht sich das Publikum als Chor. „Eure Gesichter sind zwar nicht so hübsch, dafür aber bestimmt eure Stimmen“, flachst er und erntet Gelächter. Es folgt „Generator“, eine der stärksten Bad-Religion-Nummern, erst hymnisch, dann wieder in bewährter Geschwindigkeit.

Die Zugaben läutet Schlagzeuger Brooks Wackerman mit einem Drum-Solo ein. Unterstützt wird er spontan von Vom Ritchie, dem Drummer der Toten Hosen. „Meine Limousine wartet zwar draußen auf mich, aber ich denke, wir haben noch ein paar Songs vergessen“, sagt Graffin dann augenzwinkernd. Der letzte von ihnen ist „Sorrow“. Sorgen, dass Bad Religion von der Bildfläche verschwinden, braucht indes niemand zu haben, auch wenn es Gerüchte gibt, das nächste Album könnte ihr letztes sein. Ein baldiges Wiedersehen kündigt Graffin nämlich noch auf der Bühne an.