Lana de Rey ist von Beruf nicht nur Sängerin und Songwriterin, sondern übt sich auch in der Schauspielerei: Beim Konzert in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle räkelt sie sich lasziv, schlägt die mit falschen Wimpern behafteten Augen schüchtern schmachtend auf und haucht und seufzt die Worte mehr als dass sie sie singt ins Mikrofon.

Wie die personifizierte Unschuld erscheint Del Rey, die mit bürgerlichem Namen Elizabeth Woolridge Grant heißt, vor ihren Zuhörern: Mit dem kurzen weißen Kleid und den Blüten im Haar versprüht sie Naiv-Mädchenhaftes. Das ändert sich, wenn die 26-Jährige mit ihrer hypnotischen und bisweilen verrucht klingenden Stimme zu singen beginnt.

Man könnte sich die Dame sehr gut als Femme Fatale in einem Film Noir vorstellen. Vielleicht ist das der Grund, warum das Bühnensetting optisch auch einem Streifen wie „Gangster in Key Largo“ gut zu Gesicht gestanden hätte: In schummrigem Licht erhellte Palmen stehen da, daneben Sträucher und andere Pflanzen. Schwere Kerzenständer sind aufgebaut, ebenso eine Löwen-Statue. Im Hintergrund ragt eine Säule ins Bild. Fast alles ist in Goldtönen gehalten und könnte auch den 50er Jahren entsprungen sein.

Bebildert werden die Songs von den großen Leinwänden im Hintergrund. Bei „American“ sind es Homevideos und Werbespots aus der Nachkriegszeit, bei „Burning Desire“ pumpendes Blut und brennende Herzen. Nur die allzu oft eingeblendete, patriotisch dahinwehende amerikanische Fahne ist ein wenig penetrant.

So gut die Bühnenoptik in Kombination mit Del Reys Auftreten und den soulig-jazzig düsteren Songs funktioniert, die Atmosphäre will sich nicht bis auf die Tribünen am Ende der Halle ausbreiten. Das liegt zum einen an den kreischenden, zumeist weiblichen Fans an der Bühnenabsperrung. Zum anderen wäre bei diesem Konzert eine Komplettbestuhlung des Saals angemessener gewesen.

Aber auch Del Rey kann ihrem Image als unnahbare Lolita nicht lange standhalten und wird ganz schnell zur freundlich lächelnden jungen Sängerin, die ganz bei ihren Fans sein will. Gleich beim ersten Song, „Cola“, schreitet sie die Stufen der Bühne hinab und schreibt da unten im dunklen Gang zwischen Sicherheitsleuten und Absperrgittern fleißig Autogramme. Das wiederholt sie hin und wieder, spielt dabei mit ihrem Image und sorgt dafür, dass die Fans in den hinteren Reihen nach ihr suchen müssen.

Sobald die gebürtige New Yorkerin zurück auf der Bühne ist, wirkt sie gleich wieder unterkühlt, steht bisweilen fast regungslos am Mikrofon und reiht ohne viel Tamtam ihre Song aneinander. Neben den bekannten Singles aus dem Erfolgsalbum „Born to Die“ wie „Summertime Sadness“ und „Video Games“ gehören auch Cover von „Blue Velvet“ und „Knockin‘ on Heaven’s Door“ zum Programm.

Unterstützt wird die Sängerin von einer sehr gut aufspielenden Band. Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug kommen unter anderem auch Klavier, Kontrabass und ein Streicher-Trio zum Einsatz, die den Stücken einen orchestral erhabenen Charakter verleihen. Vor allem beim größten Hit „Video Games“ und dem abschließenden „National Anthem“ erhalten die Songs eine hymnische Note.

Nach rund 75 Minuten schon ist Lana del Rey mit ihrem Programm durch. Kein Wunder: Viel mehr Material, das die Fans hätten kennen können, hat die 26-jährige noch nicht in petto. Ein wenig mehr wäre aber noch dagewesen. Stattdessen macht Lana del Rey, was ein eigentlich unkomplizierter Star so macht: ihren Namen auf Eintrittskarten kritzeln, Fotos mit Fans schießen und Hände abklatschen.